Tank entrosten

Veröffentlicht von

Hauptsächlich an älteren Mopeds ist es ein Thema, und gerade, wenn mit nicht randvollem Tank eingewintert wird oder sich gar Wasser im Tank befindet, ist es schnell passiert: Der Tank rostet von innen, wird schließlich undicht oder die Rostpartikel geraten in die Vergaser und verstopfen die Düsen – es besteht also Handlungsbedarf. Da mit zusätzlichen Benzinfiltern in der Kraftstoffleitung (zusätzlich zu dem Sieb, welches sich am Benzinhahn im Tankinneren befindet) bereits negative Erfahrungen gemacht wurden (zumeist mit Filtern aus dem Zubehör, die offensichtlich weniger Durchlass haben als das Suzuki-Originalteil), was das Laufverhalten des Mopeds angeht und eine solche Maßnahme das Weiterrosten des Tanks bis hin zur Undichtigkeit nicht verhindert, muss eine andere Lösung her: Der Tank muss entrostet werden.
Wer den Tank dazu nicht in einen Fachbetrieb geben möchte, für den gibt es eine Menge Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden – im Folgenden möchte ich nun versuchen, Euch die einzelnen Methoden einmal vorzustellen:

Die Phosphorsäure-Methode:
Ihr braucht:
– 85%ige Phosphorsäure (gibt es gegebenenfalls in der Apotheke – oder einfach im Netz bestellen – ein Liter reicht gut aus)
– Schutzkleidung – ohne mindestens säurefeste Handschuhe und Schutzbrille geht hier nichts, das Zeug ist wirklich sehr stark ätzend!

Kurzanleitung: Ihr baut alles vom Tank ab (Benzinhahn, Tankdeckel und gegebenenfalls Tankgeber) und macht diesen bis auf das Loch vom Tankdeckel dicht – Panzertape (und zwar das teuerste auf dem Markt) hat da bei mir ausreichend gute Dienste geleistet – hier ist natürlich auf den Lack zu achten: Dort darf weder Säure hinkommen, noch soll der Lack Schaden vom Klebeband nehmen… also nur an später unsichtbaren Stellen kleben und aufpassen, dass alles dicht bleibt! Ihr könnt Euch natürlich auch schöpferisch betätigen und Euch irgendwas konstruieren, damit die Säure im Tank bleibt – wichtig ist nur, dass die Sache dicht ist.
Dann Schutzkleidung anziehen und rein mit der Säure, die Öffnung, wo vorher der Tankdeckel war, auch zukleben – und nun wird der Tank immer wieder mal geschwenkt, so dass die Säure überall wirken kann.
Ich habe den Tank zwischendurch immer auf einer anderen Stelle liegengelassen (sinnigerweise dort, wo die Öffnungen sind, erst zum Schluss, damit das Klebeband hält – wenn Ihr hinterher nicht neu lackieren lassen wollt, seid wirklich vorsichtig!), damit die Säure überall wirken kann, die Säure hinterher mit einem Trichter durch die Öffnung vom Benzinhahn wieder zurück in die Flasche gefüllt (kann je nachdem, wie viel Rost im Tank war, wesentlich weniger sein als vorher, das Zeug verbraucht sich) und die Säure mehrere Stunden im Tank gelassen – bei wenig Rost sollte der Effekt aber auch nach kürzerer Zeit bereits eingetreten sein… einfach mal einen Blick in den Tank werfen oder gegebenenfalls die Prozedur lieber wiederholen, als dass Rost im Tank verbleibt.
Zum Schluss den Tank mit klarem Wasser spülen – und fertig! Kleiner Tipp, falls der Tank hinterher nicht sofort befüllt werden soll, weil er beispielsweise noch zum Lackieren soll: (Alt-) Öl, mit dem der Tank gespült wurde, ärgert vielleicht Euren Lackierer (oder seinen Azubi), verhindert aber erneute Flugrostbildung im Tank, bis der Tank lackiert und danach möglichst zeitnah wieder befüllt werden kann.

Mein Fazit: Klasse! Die Säure bildet an ehemals rostigen Stellen eine nicht mehr rostende Schicht – mein so behandelter Tank sieht noch immer gut aus – eine absolut günstige und effektive Lösung für Leute, die sich den gewissenhaften Umgang mit der Säure zutrauen.

Ich habe Euch auch unter anderem ein paar Vorher-Nachher-Endoskop-Fotos aus dem Tankinneren gemacht… vor dem Entrosten sah die ganze Sache von innen so aus:

Der Tank stand mehrere Jahre leer herum und zeigte von innen einiges an Rost, er war allerdings noch dicht.
Das volle Ausmaß zeigt auch der Benzinhahn noch einmal schön – der Filter war selbst von innen zum Teil mit Rostpartikeln gefüllt:

Hier mein Klebeband-Kunstwerk… man braucht wirklich viel von dem Zeug und nach Möglichkeit nicht die Rolle für ein paar Cent, damit das hält:

Zum Schluss das Ergebnis:

Ist eine schöne Stelle für ein Bildchen gewesen: Die Schlieren, die Ihr auf dem Bild seht, sind genau die Stellen, an denen vorher Rostschlieren waren, die haben sich dunkel verfärbt – der Rest ist blankes Metall.

Methoden mit Tankentrostungs-Sets:
Ihr braucht:
– ein Tankentrostungs-Set (zum Beispiel KREEM rot / KREEM weiß) – alles Weitere steht in der Anleitung

Diese Sets bestehen zumeist aus einem Reiniger, einem Mittel zum Entrosten und einem „Lack“, um den Tank von innen zu beschichten – neuer Rost soll so keine Chance mehr haben. Vorteil an den Sets ist, dass die Lacke zum Versiegeln von innen angeblich auch kleine Undichtigkeiten beheben können – dies kann eine Reparatur mittels Löten ersparen.

Da die Anwendung im Einzelnen in den Anleitungen beschrieben ist, kommen wir gleich zum Fazit:
Möglicherweise sind diese Sets ganz toll, wenn man sie gewissenhaft anwendet – wenn nicht, blüht es und unter der Beschichtung möglicherweise munter weiter… die Beschichtung löst sich stellenweise ab und landet in den Vergasern – das Problem ist damit nur ein anderes.
Die Versiegelung am Schluss, bevor sie hart wird, im Tank so verteilt zu kriegen, dass sie wirklich an jede Stelle kommt, ist wohl auch eine Sache für sich – Konstruktionen mit einem Betonmischer, in den man den Tank tut, sind zwar möglich, können aber Beulen im Tank verursachen.
Probiert es also aus, wenn Ihr Euch sicher seid, gewissenhaft wirklich jede Ecke vom Tank zu erreichen und haltet Euch penibel an die Anleitung – Kontrolle mit dem Endoskop kann hilfreich sein, um jede Stelle im Tank behandelt zu kriegen… dann sind gute Ergebnisse allerdings sicher möglich.
Wer es sich einfacher machen will, kann den Tank auch mit dieser Methode vom Fachmann beschichten lassen.

Die Strom-Methode:
Ihr braucht:
– vier Esslöffel Soda (Natriumkarbonat)
– ein Stück Stahl (Schraube oder Vergleichbares)
– einen Plastikdeckel (von einer Konservendose – einfach mal kreativ sein, V2A geht angeblich sogar noch besser)
– ein Batterieladegerät (so ein Uralt-Teil – keinen modernen Automatik-Batterielader – wer diesen verwenden will, sollte eine 12V-Batterie als Stromquelle verwenden und das Ladegerät parallel dazu anschließen)

Vorab sei gesagt: Ich habe mit dieser Methode keine eigenen Erfahrungen – die Bilder, die ich gesehen und die Rückmeldungen, die ich bisher dazu bekommen habe, sprachen aber für sich!
Anleitung: Man nehme die vier Esslöffel Soda (Natriumkarbonat), löse sie in warmem Wasser auf und fülle den Tank komplett damit.
Nun steckt man das Stück Stahl (eine einfache Schraube tut hier ausreichende Dienste) in den Plastikdeckel (anscheinend geht’s aber mit V2A sogar noch besser) und steckt das ganze Konstrukt so in die Tanköffnung, dass die nun entstandene Opferanode den Tank nicht berührt.
Die Plusklemme vom Batterieladegerät wird nun an die Anode und die Minusklemme an den Tank angeschlossen – weniger schlimmer Rost braucht in etwa zwei Tage, extremer dementsprechend länger.
Nach zwei Tagen kann man auch die rostige Lauge ausleeren und gegen neue ersetzen, etwa zweimal täglich muss der Rost von der Anode gebürstet werden.

Mein Fazit anhand der Fotos, die ich gesehen habe: Scheint eine super Methode zu sein, wenn man sich den Umgang mit der Säure nicht zutraut… der einzige Nachteil ist, dass der Tank später leicht wieder neu rosten kann, da sich keine Schutzschicht bildet – es ist also unbedingt darauf zu achten, dass der Tank hinterher sofort befüllt wird und nicht längere Zeit leer stehen bleibt, sonst habt Ihr zeitnah wieder dasselbe Problem.

Douce hat mir noch ein recht eindrucksvolles Foto der Konstruktion mit der Schraube zukommen lassen, das ich Euch nicht vorenthalten wollte:

– Douce, www.banditforum.de

Nehmt also besser wirklich keine Schraube, die Ihr noch braucht.

Die Cola-Methode:
Ihr braucht:
– Cola
– viel Zeit
– eine hohe Frustrationstoleranz

Der Vollständigkeit halber sei sie hier erwähnt – die Cola-Methode… aber im Ernst, Leute: Vergesst es einfach!
Immer wieder liest man davon, dass Hobbyschrauber ihren Tank mit Cola entrostet haben… theoretisch keine so doofe Idee, immerhin ist auch in Cola Phosphorsäure enthalten – das Problem daran ist die geringe Konzentration. Ja – vielleicht passiert da wirklich was, wenn man für ewige Zeit Cola in den Tank kippt – ich hab’s mal ausprobiert und passiert ist nicht sonderlich viel… vor allem aber nicht in der Zeit, in der das mit der Phosphorsäure funktioniert: Während man in Villarriba entnervt die Reste der Cola säuft, während man auf ein Ergebnis wartet, ist man in Villabajo schon wieder am Fahren.

Mein Fazit: Wer nur wenig Rost im Tank, dafür aber viel Zeit hat und seinem Forschungstrieb freien Lauf lassen will, kann es ja mal probieren – effektiver sind aber wohl andere, bereits genannte Methoden.

Du hast hier nicht gefunden, was Du gesucht hast oder möchtest Dich persönlich mit anderen Freundinnen und Freunden der Suzuki Bandit über Technik und viele andere Themen austauschen? Du möchtest gemeinsame Touren planen oder an Treffen teilnehmen? Besuch uns doch mal auf: www.banditforum.de