Augen auf beim Gebrauchtkauf!

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Im Folgenden möchte ich mich einmal ganz allgemein dem Thema Gebrauchtkauf widmen und Euch einige Tipps mit auf den Weg geben, auf was zu achten ist, wenn eine „neue Gebrauchte“ die heimische Garage beziehen soll – auf geht’s:

Der erste Eindruck:
Kratzer an Motordeckel, Lenkerenden und Co. deuten auf Um- oder Unfallschäden hin – je nach Schwere des Schadens sollte man sich Gedanken darüber machen, ob auch andere Teile (Rahmen, Gabel…) krumm oder in Mitleidenschaft gezogen worden sein könnten. Ein Blick bei gerade stehendem (besser ist noch, wenn jemand gerade auf einen zu fährt – ja, das erfordert ein wenig Übung seitens des Fahrers… einen weit entfernten Punkt zu fixieren, hilft da) Moped vom Vorder- zum Hinterrad verrät Menschen mit geübtem Blick, ob die Räder einigermaßen fluchten – das ist natürlich nicht mit einem Vermessungsgutachten gleichzusetzen, gibt aber einen groben Anhaltspunkt, genau wie etwaige abgeplatzte Lackstellen oder andere Verdächtigkeiten (Risse öder Ähnliches) an fahrwerksrelevanten Schweißnähten.
Ein Blick in den Tank (eine Taschenlampe tut hier gute Dienste) verrät, wie es um Rost im Tankinneren steht – bei Rost im Tank ist es sehr wahrscheinlich, dass auch früher oder später die Vergaser zu reinigen sind. Auch von außen ist Rost insbesondere auf der Tankunterseite ein Ärgernis, das häufig erst bemerkt wird, wenn der Kraftstoff bereits ausläuft – auch hier lohnt ein zweiter Blick.

Verschleißteile:
Wie gut sind Kettensatz, Reifen und Bremse noch? Gegebenenfalls nachmessen, bei der Kette an mehreren Stellen nach dem Durchhang gucken – eine ungleich gelängte Kette ist mehr oder weniger schrottreif, und bei einer Kette, die sich hinten weit vom Kettenrad abziehen lässt, sieht es für den Kettensatz nicht viel besser aus! Bei den Reifen lohnt neben einem Blick aufs Profil auch ein Blick auf das Alter des Reifens – das schönste Profil nützt wenig, wenn der Reifen 15 Jahre alt, rissig und spröde ist, denn der Reifen gehört in diesem Falle ersetzt – dies gilt natürlich ebenso für an die Verschleißgrenze abgenutzte Bremsbeläge.
Das Lenkkopflager lässt sich am besten auf dem Hauptstäder überprüfen, indem sich ein Helfer hinten auf die Sitzbank lehnt, damit das Vorderrad in der Luft hängt, während man die Gabel unten in der Nähe der Achse fasst und daran rüttelt – ist dort Spiel vorhanden? Knackt es? Wenn das Vorderrad nun schon einmal in der Luft ist, schlägt man auch den Lenker einmal nach links und rechts ein, um zu prüfen, ob er sich gleichmäßig leicht bewegen lässt und es im Lenkkopflager keinen Rastpunkt gibt – der Lenker sollte bei entlastetem Vorderrad zudem fast von alleine, in jedem Fall aber ohne großen Widerstand von Anschlag zu Anschlag „fallen“ – leichtes „Anstubsen“ ist dabei aber erlaubt.
Wenn das Moped dann schon mal auf dem Hauptständer steht, kann man auch ruhig einmal an der Schwinge rütteln (also nach links und rechts) – Spiel sollte auch dort nicht vorhanden sein, ebenso wie an den Rädern selbst nicht… auch ein Knacken beim Drehen der Räder (auf dem Hauptständer von Hand, NICHT mittels Motorkraft – das hat schon manch einen einen Finger oder das Moped gekostet!) kann auf defekte Lager hindeuten.
Bei der Gelegenheit, dass sich die Räder in der Luft befinden, kann man durch Drehen der Räder auch gleich die Leichtgängigkeit der Bremse prüfen: Lassen sich die Räder leicht drehen, quietschen die Bremsen? Ein Quietschen der Bremsen muss keinen Defekt bedeuten, jedoch sollte der Sache auf den Grund gegangen werden.
Korrosion an der Bremsanlage ist insbesondere bei Winterfahrzeugen keine Seltenheit, bei arg verrotteten Bremsanlagen sitzen hin und wieder nicht nur die Bremskolben, sondern auch die Stifte, die die Bremsbeläge halten, fest, was beim Wechsel der Beläge das Bohren eines Loches in den Sattel oder die Demontage desselben erfordert – für den einigermaßen versierten Schrauber kein unlösbares Problem, aber man sollte wissen, was auf einen zukommen könnte und der Bremsanlage einen zweiten Blick gönnen.

Papierkram:
Sind Umbauten eingetragen, existiert ansonsten für jedes Anbauteil, bei dem dies nötig ist, ein ABE-Wisch?
Ein Blick auf die letzten TÜV-Zettel zeigt nicht nur, dass immer alles in Ordnung war, sondern kann gegebenenfalls auch Aufschluss darüber geben, ob der Kilometerstand in etwa hinkommt… man will zwar niemandem etwas unterstellen, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Probefahrt:
Vorher noch einen Blick auf den Ölstand (gegebenenfalls auch Kühlwasserstand) sowie die Beleuchtungseinrichtung werfen, den Motor vor dem Starten anfassen (nicht, dass der Besitzer da vorsorglich mal gut warmgefahren hat in weiser Voraussicht, weil der Eimer kalt nicht anspringen will) und dann wird’s spannend: Springt das Moped gut an, werden alle vier Krümmer gleichmäßig warm (Vorsicht – wenn sie warm werden, werden sie sehr schnell sehr warm, um nicht zu sagen, sehr heiß) und läuft das Moped nach dem Warmfahren auch ohne Choke sauber und nimmt in allen Drehzahlbereichen Gas an? Gibt es irgendwelche merkwürdigen Geräusche? Rutscht die Kupplung, lassen sich die Gänge leicht durchschalten? Wenn man den Besitzer (oder idealerweise einen selbst mitgebrachten Helfer) einmal vor der eigenen Nase hin- und herfahren lässt (beim Selbstfahren muss es halt der Blick in den Spiegel tun) und ihn bittet, zu beschleunigen und wieder das Gas wegzunehmen, kann man anhand von blauen Wölkchen aus dem Auspuff gegebenenfalls schon vor dem Kauf feststellen, dass man sich mit diesem Moped möglicherweise eine Ölschleuder ins Haus holen würde – gerade bei den ersten 1200er Pops (Modelljahr 2001 und teilweise wohl 2002) ist dies häufig bekannt geworden, sofern dort nicht nachgebessert wurde.
Schlagen weder Gabel noch Federbein durch, ist das Bremsverhalten in Ordnung, ohne dass der Bremshebel pulsiert, das Vorderrad zu „ruckeln“ scheint oder andere Auffälligkeiten?
Wer es sich zutraut (und sich nicht erwischen lässt), kann bei der Probefahrt auch einmal auf einer Geraden hochbeschleunigen und das Moped dann freihändig (Hände in unmittelbarer Nähe des Lenkers lassen!) ein Stück rollen lassen – wenn das Moped zu einer Seite zieht, ist zumeist irgendetwas im Bereich des Fahrwerks faul… die Gabel verspannt oder beschädigt, der Rahmen krumm, das Hinterrad nicht gerade eingebaut oder, oder, oder – jedenfalls ist Vorsicht geboten, die Sache erfordert mindestens genauere Abklärung – im Zweifelsfall: Finger weg!

Ein letzter Blick:
Nach der Probefahrt sollte man noch einmal einen Blick auf den Motor werfen, gucken, ob irgendwo Öl hinausschwitzt… auch die Gabel nicht vergessen: Ein undichter Simmerring, der Öl aus der Gabel lässt, kann auch einen nicht durch den Austausch des Simmerringes zu behebenden Gabeldefekt zur Ursache haben!
Sollte sich nach der Probefahrt rotes Pulver an Felge oder Schwinge gesammelt haben, war der Kettensatz doch schlechter als gedacht – ein Austausch ist angebracht und sollte einkalkuliert werden.

Ein gut gemeinter Rat zum Schluss:
Ich rate dazu, als Anfänger immer einen Fachmann (eine Fachfrau ist natürlich ebenso geeignet) mitzunehmen, im Banditforum sollte man in jedem Regiobrett Leute finden, die einen Blick auf das Moped werfen und einem kompetente Ratschläge geben können.
Wirklich banditspezifische Probleme fallen mir außer den berühmt-berüchtigten 2001er und 2002er 12er Pops, die gern Öl fressen und dem 3.-Gang-Problem der 12er nicht ein, ist halt je nach Alter und Kilometerstand das Übliche, was ich bereits aufgezählt habe – Rost im Tank wird immer wieder gern mitverkauft, alters- und behandlungsbedingte Zündgeschichten (Kerzen / Zündkabel) machen das Startverhalten auch nicht besser, die Feder im Steuerkettenspanner ist bei einigen Mopeds auch schon so weit zusammengedrückt, dass es rasselt und die rutschende Kupplung der 12er kommt hier im Forum immer wieder vor, sei es aufgrund von „falschem“ Öl oder aufgrund der „ausgelutschten“ Tellerfedern der 12er Kult, die aber gegebenenfalls durch die aus der Pop ersetzt oder durch eine dritte verstärkt werden können – mit dem Abchecken einmal an meinem Beitrag entlang solltet Ihr aber gar nicht schlecht dabei sein, denke ich.

In diesem Sinne: „Augen auf beim Mopedkauf!“ und wenn alles passt: Viel Spaß mit dem „neuen“ Moped!

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